2. Rang: Studienauftrag Friedhof Sempach
Aus dem Jurybericht:
Der insgesamt sehr präzise, ortsbaulich nachvollziehbare und angemessene Gestaltungsvorschlag stellt einen spannenden Beitrag zum Verfahren dar.
Aus dem Beschrieb zum Gestaltungsvorschlag “Semper in memoria, Semper in corde”:
Wahrnehmung und Lesbarkeit der Friedhofsstruktur
Die beiden Friedhofsbereiche liegen leicht verschränkt zueinander und besitzen jeweils, trotz ihrer ähnlichen Grösse, eine eigene Identität. Die historische Mauer des Alten Friedhofes trennt diesen räumlich vom jüngeren Teil, zudem sind die beiden Bereiche in ihrer Orientierung (Nord-Süd/Süd-Nord und Ost-West/West-Ost), in ihrer Topografie, Gräbertypologie und in ihrer Charakteristik verschieden. Diese beiden unterschiedlichen Puzzleteile bilden dennoch ein harmonisches Miteinander und spiegeln den Charakter ihrer Entstehungszeit wider. Das räumliche und gestalterische Angleichen der beiden Bereiche zu Gunsten eines einheitlichen Erscheinungsbildes wäre der Qualität, aus unserer Sicht, nicht zuträglich. Vielmehr sollten die identitätsstiftenden Eigenschaften der Alten und der Neuen Friedhofpartien herausgearbeitet werden. Die Klärung und Schärfung des Profils der beiden Teile vermag den Friedhof enger zusammenbinden und respektiert zudem das historische Erbe. Insbesondere die Umgestaltungen des Alten Friedhofes der letzten Jahre erschweren die Lesbarkeit seiner Historie und vermögen zudem keine Aufenthaltsqualität zu generieren.
Ein grosszügiges, mit Seerosen bewachsenes, Wasserbecken wird zum wichtigen Ort für Ruhe, Kontemplation und Erinnerung im Zentrum der Friedhofspartie. Ein über der Oberfläche schwebendes Netz aus schlichten Messingbändern strukturiert die Wasserfläche und bettet 30 Wasserbestattungsgrabstellen ein. Bestattungen im Wasser unter den Seerosen erweitern das Bestattungsangebot um eine neue Bestattungsart. Bewusst wird auf hainartige- oder waldartige Bestattungsformen verzichtet, da sie das gestalterische Erbe des Friedhofes verfälschen würden.
Die alte Friedhofspartie behält ihre historische Grundordnung und Orientierung bei und wird durch ein ruhiges Muster linearer Strukturen zu einem wichtigen Ort der Ruhe, der Kontemplation und der Trauer. Dabei ist das Angebot von Grabformen des unteren Friedhofes klar definiert und räumlich leicht verwoben.
Auch hier empfehlen wir die Grundstruktur des Friedhofes wieder herauszuarbeiten und die Identität und Charakter der östlichen, neuen Friedhofspartie zu stärken. Die beiden Grabformen von Urnenreihengrab und Urnenhain werden linear verwoben. Dabei folgen die Grabreihen dem Verlauf der Höhenlinien. Zwei flache Plateaus werden zu gesamtheitlichen Urnenhainen. Urnenplattengräber in einer attraktiven und biodiversen Stauden- und Gräserpflanzung sind von schirmförmigen, heimischen Grossträuchern, wie dem Schwarzen Holunder und dem weissblühenden Flieder bestanden. Das frühere Wegnetz mit umlaufenden Wegen wird wiederhergestellt.
Klärende und bewusst gestaltete Massnahmen vermögen den Charakter der beiden Friedhofsabteile zu stärken und ihrer historischen Bedeutung gerecht zu werden. Das Nebeneinander zweier verschiedener und doch so eng verwobener Friedhofsabteile wird wie ein Geschwisterpaar zu einer familiären und gestalterischen Einheit.
Das Verfahren zum Studienauftrag erfolgte einstufig auf Einladung.